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Unternehmenskonzentration

eine Art der ökonomischen Konzentration.
I. Formen der U.: 1. Nach der Art des Wachstums von Betrieben oder Unternehmen ist zwischen internem und externem Wachstum zu unterscheiden. Das interne Wachstum ist dadurch gekennzeichnet, daß ein Betrieb oder Unternehmen überproportional, d. h. schneller wächst als seine Mitbewerber. Das externe Wachstum erfolgt z. B. durch Beteiligungen (Konzernbildung) oder Fusionen (vgl. die Zusammenschlußtatbestände in §23 II GWB (Kartellrecht)). Während Betriebe nur intern wachsen können, kann das Wachstum von Unternehmen sowohl intern als auch extern vor sich gehen. - 2. Nach der Richtung bzw. der Produktionsstufe kann in drei Formen der Unternehmenskonzentration unterschieden werden: a) Horizontale Unternehmenskonzentration als Vereinigung von Betrieben oder Unternehmen, die auf der gleichen Produktionsstufe und demselben relevanten Markt tätig sind (z. B. zu marktbeherrschenden Unternehmen (Marktbeherrschung) oder Horizontalkonzernen wie im Falle Dornier/MBB/Fokker). b) Vertikale Unternehmenskonzentration als Vereinigung von Betrieben oder Unternehmen, die auf aufeinanderfolgenden Produktionsstufen tätig sind und in einem Käufer-/Verkäuferverhältnis stehen (z. B. die Vereinigung der Rohstoffgewinnung mit der Erzeugung von Halbfabrikaten oder der Produktion mit dem Handel in einem Unternehmen oder Vertikalkonzern). Vertikale Unternehmenskonzentration wird auch als Integration bezeichnet (der Zusammenschluß Daimler-Benz/AEG war im Hinblick auf die Autoelektronik zum Teil ein derartiger vertikaler Zusammenschluß). c) Diagonale Unternehmenskonzentration als Vereinigung von Betrieben oder Unternehmen, deren Erzeugnisse sowohl produktions- als auch absatzmäßig nichts oder fast nichts miteinander zu tun haben (vgl. den Zusammenschluß Daimler-Benz/AEG bzw. Daimler-Benz/MBB). - 3. Nach dem Wirtschaftsraum wird zwischen drei Formen unterschieden: a) regionale U., wenn die Unternehmenskonzentration in einem bestimmten Teil eines Staates gemeint ist (z. B. Kohle, Stahl oder Werften); b) nationale U., wenn die Unternehmenskonzentration innerhalb eines Landes gemeint ist; c) internationale U., wenn auf die Ausdehnung von Unternehmensverflechtungen über mehrere Volkswirtschaften bezug genommen wird (z. B. multinationale Unternehmen, strategische Allianzen).
II. Ursachen/Motive der U.: Die Ursachen und Motive für Zusammenschlüsse sind vielfältig und zum Teil abhängig von der Konzentrationsrichtung (horizontal, vertikal oder diagonal). Zum einen sind staatliche Rahmenbedingungen zu nennen, wie die Gestaltung des Gesellschafts-, Steuer-, Kartell- oder Patentrechts, die incentives oder disincentives für Fusionen enthalten können. Über die staatlichen Rahmenbedingungen hinaus können folgende wichtige Ursachen systematisch unterschieden werden: 1. Bei der horizontalen Unternehmenskonzentration können Kostenersparnisse durch Größenvorteile (economies of scale) eine Rolle spielen. Die Bedeutung derartiger Größenkostenersparnisse wird jedoch gemindert durch das Auftreten von X-Ineffizienzen i. S. von Leibenstein, die durch fehlenden Wettbewerbsdruck und mangelnde Motivation des Managements entstehen und zu überhöhten Kosten führen. - Im Falle vertikaler Fusionen können Transaktionskostenersparnisse (transaction cost economies) eine Rolle spielen. Wenn die Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten innerhalb eines Unternehmens (transaktions-)kostengünstiger ist als über den Markt, so wird der Markt als Koordinationsmechanismus zurückgedrängt. Der zunehmenden vertikalen Integrationen werden jedoch durch steigende Organisationskosten innerhalb eines Unternehmens Grenzen gesetzt. - Bei konglomeraten Fusionen (Konglomerate) können Verbundvorteile (economies of scope) auftreten. Verbundvorteile liegen vor, wenn es kostengünstiger ist, zwei Güter a und b in einem statt in mehreren Unternehmen herzustellen:
Ab einer bestimmten Unternehmensgröße können jedoch infolge der Bürokratie von Großunternehmen und der damit verbundenen mangelnden Motivation diseconomies of scope auftreten. - 2. Risikostreuung: Das Risiko unternehmerischer Entscheidungen kann durch Unternehmenskonzentration gemindert werden. Im Falle des vertikalen Wachstums können z. B. Unsicherheiten beim Bezug vorgelagerter Produkte und beim Absatz eigener Produkte vermindert werden. Diversifizierende Unternehmenszusammenschlüsse (Diversifizierung) bezwecken, Schwankungen im Unternehmensergebnis - sei es aus saisonalen, strukturellen oder konjunkturellen Gründen - auszugleichen, womit zumindestens teilweise die Fusionen Daimler/AEG bzw. Daimler/MBB gerechtfertigt worden sind. - 3. Marktstrategische Zielsetzungen: Horizontale Fusionen können über steigende Marktanteile die Erringung einer marktbeherrschenden Stellung (Marktbeherrschung) und damit die Realisierung höherer Preise und Gewinne ermöglichen. Das vertikale Wachstum kann über die Beherrschung wichtiger Bezugsquellen und/oder Absatzmöglichkeiten potentiellen Konkurrenten den Marktzutritt erschweren und damit die Wettbewerbschancen der Konkurrenten beeinträchtigen, wodurch die eigene Marktposition zusätzlich abgesichert wird. Im Falle konglomerater Fusionen sind Möglichkeiten der Mischkalkulation gegeben, die es einem Unternehmen ermöglichen, sich den Marktzwängen aufgrund des Wettbewerbsdruckes weitgehend zu entziehen (z. B. die ständige "Subventionierung" einer verlustreichen Nutzfahrzeugproduktion durch die Überschüsse aus dem PKW-Geschäft). - 4. Empire Building: Die mangelnde Kontrolle der Entscheidungsträger eines Unternehmens (Vorstand und Aufsichtsrat) durch die Aktionäre kann dazu führen, daß sich die Unternehmensleitung nicht mehr an denselben Zielen wie die Aktionäre orientiert, sondern eigene Ziele verfolgt (Manager-Theorie der Unternehmung). So kann das horizontale, vertikale oder diagonale Wachstum eines Unternehmens für das Management aus mehreren Gründen nutzenmaximierend sein: a) Weil die Bezüge des Managements i. d. R. unmittelbar an Größenkennziffern gekoppelt sind; b) weil ein größeres Unternehmen die Übernahmewahrscheinlichkeit senkt und damit die Arbeitsplatzsicherheit erhöht; c) weil Akquisitionen regelmäßig zu einer weiteren Streuung der Aktien beitragen und damit der Einfluß von Großaktionären gemindert wird; d) weil es neue Aufstiegsmöglichkeiten oder das Streben nach Prestige eröffnet. - Das Motiv des Empire Building stellt die Interessen des Managements an dem externen Wachstum eines Unternehmens in den Vordergrund der Erklärung. - Die Abb. "Synopsis der Zusammenschlußformen und Motive der Unternehmenskonzentration sowie der Auswirkungen auf Wettbewerb und Kosten" gibt einen Überblick.

III. Messung der U.: 1. Ziel der Konzentrationsmessung ist es, konzentrationsrelevante Tatbestände quantifizierend zu erfassen und in einem numerischen Ausdruck zu vereinigen (Konzentrationsgrad). Die Messung der Unternehmenskonzentration ist dabei die Umkehrung des eigentlichen Zieles der (quantitativ nicht möglichen) Messung des Wettbewerbs. - Die statistische Konzentrationsmessung beruht auf zwei grundlegenden Annahmen: a) Der Wettbewerb wird um so schwächer, je geringer die Anzahl der Marktteilnehmer wird (absolute U.). b) Der Wettbewerb wird um so schwächer, je ungleichmäßiger die Verteilung des Gesamtmerkmalsbetrages auf die Marktteilnehmer wird (relative Konzentration oder Disparität). - 2. Im Einklang mit diesen beiden grundlegenden Annahmen wird zwischen relativen und absoluten Konzentrationsmaßen unterschieden.
IV. Unternehmenskonzentration und Wettbewerb: Unternehmenskonzentration kann positive und/oder negative Auswirkungen in gesamtwirtschaftlicher Sicht haben. 1. Die positiven Auswirkungen der Unternehmenskonzentration können in folgenden Punkten gesehen werden: Effizienzsteigerung i. w. S. durch die Realisierung von economies of scale, transaction-cost economies oder economies of scope; Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. - 2. Diesen möglichen positiven Effekten der Unternehmenskonzentration - die auftreten können, aber nicht auftreten müssen - stehen negative Auswirkungen auf die Intensität des Wettbewerbs gegenüber: Zunehmende horizontale Unternehmenskonzentration führt ceteris paribus zu monopolistisch überhöhten Preisen und Gewinnen und damit einer Verschlechterung der Marktversorgung; zudem besteht eine Tendenz zur Kostenüberhöhung, da die Kostenkontrollfunktion des Wettbewerbs eingeschränkt wird (X-Ineffizienzen i. S. von Leibenstein); zunehmende vertikale Integration führt zu Marktschließungseffekten gegenüber potentiellen Konkurrenten (potentielle Konkurrenz) und erschwert die Wettbewerbsbedingungen der tatsächlichen Konkurrenten; konglomerate Zusammenschlüsse (Konglomerate) eröffnen Möglichkeiten zur Mischkalkulation, die den Marktausleseprozeß beeinträchtigen und Tochtergesellschaften den Marktzwängen entziehen; zunehmende Unternehmenskonzentration von Verfügungsmacht kann zudem zu einem politischen Problem werden. - Diesen wettbewerbspolitischen Gefahren versucht die Wettbewerbspolitik durch Einführung einer Fusionskontrolle Rechnung zu tragen, die im Hinblick auf eventuelle negative Effizienzeffekte allerdings erst bei der Marktbeherrschungsschwelle einsetzt.


Literatur: Arndt, H. (Hrsg.), Die Konzentration in der Wirtschaft, 2 Bände, 2. Aufl., Berlin 1971; Barnikel, H.-H. (Hrsg.), Probleme der wirtschaftlichen Konzentration, Darmstadt 1975; Cox, H., et al. (Hrsg.), Handbuch des Wettbewerbs, München 1981; Monopolkommission, Hauptgutachten I-X, Baden-Baden 1976-1994; Müller, U., Wettbewerb, Unternehmenskonzentration und Innovation, Göttingen 1975; Piesch, W./Schmidt, I., Die Verwendbarkeit von Konzentrationsmaßen in der europäischen Wettbewerbspolitik, Brüssel - Luxemburg 1983; Schmidt, I., Wettbewerbspolitik und Kartellrecht, 5. Aufl., Stuttgart u. a. 1996; Schmidt, I./Röhrich, M., Zielkonflikte zwischen dem Erhalt kompetitiver Marktstrukturen und der Realisierung von Effizienzsteigerungen durch externes Unternehmenswachstum?, in: WiSt, Jg. 21 (1992), S. 179 ff.

 

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