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Wechselkurspolitik

1. Begriff: Unter Wechselkurspolitik versteht man die Festlegung eines anzustrebenden Grades an Wechselkursflexibilität für die Währung eines Landes und die zur Erreichung dieses Grades ergriffenen Maßnahmen. Wichtigste Frage im Zusammenhang mit der Ausgestaltung des internationalen Währungssystems. - Die monetäre Außenwirtschaftstheorie kommt nicht zu einer bedingungslosen Aussage zur Überlegenheit von fixen oder flexiblen Wechselkursen. Sie kann nur auf einzelne Vor- und Nachteile der Wechselkursflexibilität hinweisen, deren relative Gewichtung letztlich von den besonderen Umständen des Einzelfalls abhängt, was in der Idee des optimalen Währungsraumes zum Ausdruck kommt. - 2. Feste versus flexible Wechselkurse: a) Wechselkursrisiko: Wechselkursflexibilität begründet ein Wechselkursrisiko der am Außenhandel beteiligten Akteure. Wechselkursrisiko entsteht, wenn die Kontraktierung und Effektuierung eines Geschäftes zeitlich auseinander fallen, oder wenn einer Transaktion intertemporale Überlegungen zugrundeliegen, wie z. B. im Falle von Investitionsvorhaben. Das Wechselkursrisiko ist mit einem Ressourcenaufwand verbunden, welcher sich in den Kosten einer Risikoversicherung oder im Falle einer Absicherung über Devisenoptions- oder Devisentermingeschäfte (Devisenterminmarkt) in den Hedgingkosten manifestiert. Unter dem Aspekt des Wechselkursrisikos und des damit verbundenen Ressourcenverzehrs ist demnach ein System fixer Wechselkurse einem flexiblem Wechselkurs überlegen, wenngleich es auch in Fixkurssystemen zu einer Anpassung der Paritäten kommen kann (Realignment). - b) Reale und monetäre Schocks: Ein weiterer Aspekt zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Wechselkursflexibilität betrifft die Implikationen alternativer Schocks im In- und Ausland bei festen und flexiblen Wechselkursen. In diesem Zusammenhang werden Schocks definiert als all jene realen oder monetären Angebots- und Nachfragestörungen, die eine relative Mengen- oder Preisanpassung zwischen dem In- und Ausland erfordern. Beispiele für diese Schocks sind technologische Erfindungen (realer Angebotsschock), Verlagerungen der Präferenzen der Wirtschaftssubjekte (realer Nachfrageschock), unerwartete Erhöhung der Geldmengenwachstumsrate (Geldangebotsschock), Finanzinnovationen (Geldnachfrageschock). In weiterer Folge sei der Fall der perfekten Kapitalmobilität unterstellt. Bei perfekter Mengen- oder Preisflexibilität auf Güter- und Faktormärkten im In- und Ausland kann die Last der Anpassung an diese Schocks durch Veränderungen der flexiblen Mengen oder Preise übernommen werden, so daß der Art des nominellen Wechselkurssystems für diese Anpassung keine Bedeutung zukommt (vgl. das Mundell'sche Kriterium in der Theorie optimaler Währungsräume). Sind hingegen sowohl Mengen als auch Preise in der Anpassung träge, so wird die Neutralität des nominellen Wechselkurssystems bzgl. der Anpassungsfähigkeit der Ökonomie auf diese Schocks aufgehoben. Reale Schocks können trotz Vorliegen von Preis- und Mengenträgheiten durch den perfekt flexiblen nominellen Wechselkurs sofort absorbiert werden. Bei fixem Wechselkurs hingegen verursachen reale Schocks temporäre Ungleichgewichte an Güter- und Faktormärkten, die erst im Zeitablauf über allmähliche Anpassungen der trägen Mengen und Preise abgebaut werden. In einem System flexibler Wechselkurse mit Mengen- und Preisträgheiten induzieren monetäre Schocks überschießende Wechselkurse zur permanenten Aufrechthaltung des Geldmarktgleichgewichts, die ihrerseits temporäre Misalignments nomineller sowie realer Wechselkurse und damit einhergehende temporäre Ungleichgewichte an Güter- und Faktormärkten nach sich ziehen. Bei festen Wechselkursen hingegen ergibt sich als Folge eines monetären Schocks eine sofortige endogene Anpassung des Geldangebots seitens der Zentralbank, die den realen Wechselkurs und auch die Gleichgewichte auf Güter- und Faktormärkten unbeeinflußt läßt. Werden mit temporären realen Ungleichgewichten volkswirtschaftliche Kosten assoziiert, so legt die obige Analyse die Schlußfolgerung nahe, daß jene Ökonomien, die schwerpunktmäßig durch das Auftreten realer Schocks berührt werden, flexible Wechselkurse präferieren sollten, während sich solche Ökonomien zu einem Fixkurssystem zusammenschließen sollten, für die die realen Schocks relativ zu den monetären Schocks eine untergeordnete Rolle spielen. - c) Geldpolitische Souveränität, Disziplin und Glaubwürdigkeit: Die Fixierung des Wechselkurses zwischen zwei Ländern mit intensiven außenwirtschaftlichen Beziehungen bedeutet für eines dieser beiden Länder die Beschränkung der geldpolitischen Souveränität. Dies ergibt sich einerseits über den internationalen Preiszusammenhang (Kaufkraftparität), andererseits über die internationale Kapitalmobilität (Zinsparität), vgl. auch Zahlungsbilanzausgleich, Sterilisierung. Der Verlust an geldpolitischer Souveränität muß jedoch nicht als Nachteil der Wechselkursfixierung betrachtet werden. Länder, die zugunsten des (erhofften) "Imports" von Preisniveaustabilität auf ihre geldpolitische Souveränität verzichten wollen, werden eine Fixierung des Wechselkurses anstreben wollen. Das Gegenteil gilt für Länder, die einen Inflationsimport befürchten. - Stabilitätsimport bedingt allerdings ein mitunter beträchtliches Ausmaß an monetärer Disziplinierung durch die Geldpolitik des Partnerlandes. Geht man davon aus, daß Vollbeschäftigung Flexibilität der relativen Güterpreise erfordert, so kann eine kompromißlos verfolgte Preisniveaustabilität des Wechselkurspartnerlandes je nach Lage der Dinge durchaus erfordern, daß die nominellen Preise im Inland sinken. Bei Vorliegen von Nominallohnrigiditäten kann es dann zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit kommen. Wenn man nun aus dem vorigen Absatz den Schluß ziehen wollte, daß alle Länder in der Tat dieselbe, möglichst geringe Inflationsrate anstreben sollten, dann erhebt sich die Frage, warum sie dazu offenbar nicht in gleichem Maße in der Lage sind. Hier ist das Problem mangelnder Glaubwürdigkeit zu erwähnen. Wird der Wirtschaftspolitik zur Verfolgung eines ambitionierten Preisniveaustabilitätsziels seitens der Wirtschaftssubjekte keine Glaubwürdigkeit beigemessen, dann kann sich die kompromißlose Durchsetzung dieser Ambitionen als sehr kostspielig (i. S. von Unterbeschäftigung) herausstellen. Die Fixierung von Wechselkursen gegenüber jenen Währungen, hinter denen in dieser Hinsicht sehr glaubhafte wirtschaftspolitische Akteure stehen, wird auch manchmal als Möglichkeit des Imports von Glaubwürdigkeit gesehen. - 3. Hybride Systeme: Während die bisherigen Ausführungen sich auf den Fall perfekt fixer sowie perfekt flexibler Wechselkurse bezogen, sind real existierende Währungssysteme oftmals in dem Sinne hybrid, als sie sowohl Elemente eines Fixkurssystems als auch eines Systems flexibler Wechselkurse miteinander verbinden. Hybride Systeme existieren in den Formen des Managed Floating oder auch eines Zielzonen-Systems und versuchen, die Vorzüge fixer sowie flexibler Wechselkurse miteinander zu verbinden. Hierzu zählen eine Reduktion des Wechselkursrisikos im Vergleich zu einem System perfekt flexibler Wechselkurse, Abfederung realer Schocks durch begrenzte nominelle Wechselkursvariabilität bei gleichzeitiger Reduktion von Geldmarktungleichgewichten und eine Erhöhung des Grades der monetären Unabhängigkeit relativ zu einem Fixkurssystem. Zudem entstehen in glaubwürdigen hybriden Systemen stabilisierende Effekte auf den Wechselkurs durch die Erwartung betreffend zukünftiger Zentralbankinterventionen. - Vgl. auch optimaler Währungsraum, Zielzonen-System, internationales Währungssystem, Bretton-Woods-System.

 

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