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Coase

Ronald Harry, geb. 1910 in Middlesex, England, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaft von 1991. Nach nur zweijährigem Studium lehrte Coase an unterschiedlichen Universitäten (Dundee School of Economics, University of Liverpool, London School of Economics, University of Buffalo, University of Virginia), bevor er 1964 an die University of Chicago ging, an der er bis 1982 als Professor of Economics lehrte und heute noch als Emeritus tätig ist. Die Publikationsliste von Coase ist, verglichen mit sonst üblichen "Standards" erstaunlich kurz. Seine zentralen Aussagen konzentrieren sich in wenigen Artikeln. Ganz abgesehen von ihrer inhaltlichen Qualität sind Einfachheit, Klarheit und auch Anschaulichkeit zweifellos hervorstechende Merkmale der Coase'schen Schriften. Zwei Arbeiten sind es, die Coase in den Wirtschaftswissenschaften weltberühmt und v. a. in jüngster Zeit auch recht einflußreich gemacht haben: "The Nature of the Firm" (1937) und "The Problem of Social Cost" (1960). Mit seiner Arbeit "The Nature of the Firm" gelingt Coase eine realistische Erklärung für die zu beobachtende Vielfalt der Organisationsformen von Arbeitsteilung. Die Frage "Warum gibt es Unternehmen?" beantwortet er mit den relativen Kosten der Nutzung des Marktsystems bzw. Hierarchiesystems, die über die Form der Abwicklung (extern oder intern) entscheiden. Im Gegensatz zu der Prämisse vieler wirtschaftswissenschaftlicher Modelle, daß Information, Kommunikation und Koordination kostenlos seien, ging er von der Existenz derartiger Informations- und Koordinationskosten aus. Diese Kosten für Vereinbarung und Verwirklichung einer arbeitsteiligen Leistung nannte er Transaktionskosten. Damit gelang es ihm, eine theoretische Grundlage für die Gestaltung, Erklärung und Prognose der Koordinationsformen zu entwickeln. Die Bedeutung dieser Einsichten blieb in den Wirtschaftswissenschaften lange Zeit unbeachtet. Erst gut 30 Jahre später begann man die fundamentale Bedeutung dieser Theorie zu erkennen, intensiver zu diskutieren und weiter auszubauen. In seiner Arbeit "The Problem of Social Cost" analysiert er den Einfluß des Rechts auf das Funktionieren von Wirtschaftssystemen. Bei wirtschaftlichen Vorgängen geht es um den Erwerb und die Nutzung von Rechten bzw. Rechtebündeln. Die Definition, Übertragung und Nutzung dieser Rechte verursacht Transaktionskosten. Die zentrale Frage lautet nun, wie sich unterschiedliche Formulierungen und Zuordnungen von Rechten unter Berücksichtigung von Transaktionskosten auf die Allkokationseffizienz auswirken und inwiefern das ökonomische Geschehen die Herausbildung rechtlicher Institutionen beeinflußt. Mit der Integration rechtlicher Fragen in wirtschaftliche Zusammenhänge gelingt Coase die Verknüpfung zwischen Wirtschafts- und Rechtswissenschaft. Gleichzeitig kann er neben Alchian und Demsetz als Mitbegründer der Property-Rights-Theorie gelten, in deren Mittelpunkt ja gerade die Analyse der Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung unterschiedlicher Formen von Verfügungs- und Eigentumsrechten steht. Beiden Arbeiten liegt ein gemeinsamer Kern zugrunde: positive Transaktionskosten erklären einerseits die reale Existenz von Institutionen wie z. B. Koordinationsformen. Diese Institutionen wie z. B. Recht oder Organisationsform beeinflussen andererseits erst bei positiven Transaktionskosten die Art und Weise der Ressourcennutzung, d. h. das wirtschaftliche Verhalten und die Effizienz von Wirtschaftssystemen und Unternehmen. Insofern gehören die Coase'schen Arbeiten zu den wichtigsten Fundamenten der "New Institutional Economics", einer relativ neuen und sich rasch ausbreitenden Richtung der Wirtschaftswissenschaften. Sie bemüht sich darum, Entstehung, Wandel und Auswirkungen der zahlreichen Institutionen auf ökonomisch-theoretischer Grundlage zu erklären. Coase hat mit seinem wissenschaftlichen Werk ganz entscheidend dazu beigetragen, den Blick für derartige Fragen zu öffnen, Antworten zu skizzieren und Weiterentwicklungen (wie z. B. die Einbeziehung von informationsökonomischen Betrachtungen sowie von dynamischen Aspekten) anzuregen.

 

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