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betriebliche Umweltökonomie
1. Grundsätzliches: Be- oder Entlastung der natürlichen Umwelt durch die eigene Produktion. Da bei jedem Produktionsvorgang auch unerwünschte, aber im Interesse der Produktionsziele in Kauf genommene Rückstände als Kuppelprodukte entstehen, gibt es keine Produktion ohne Umweltbelastung. Umweltschutz als Ziel des Produzenten kann daher nur im Sinne einer relativen Umweltschonung verstanden werden, also des Trachtens nach relativ besseren Alternativen zu anderen (schlechteren) umweltpolitischen Lösungen. - 2. Ziele: Soweit umweltpolitische Instrumente schon einsatzbereit sind und nicht erst durch Forschung und Entwicklung (F & E) geschaffen werden müssen, kommen für die b. U. mehrere Ziele in Betracht. Wenn nicht bewußt auf "Umweltbelastung" gesetzt wird, - was angesichts einer zusehends restriktiver werdenden gesellschaftlichen Umweltökonomie nicht in Frage kommt, - bleibt das Ziel "Umweltschutz" (relative Umweltschonung). Es kann erreicht werden im Wege der Eigenentsorgung (eigene Umweltschutzmaßnahmen) oder der Fremdentsorgung (Übernahme der umweltverträglichen Entsorgung durch andere, fremde Umweltschutzmaßnahmen). - Innerhalb von "Umweltschutz" lassen sich unterscheiden: a) Inputorientierte Ziele und Maßnahmen, die bei Art und Menge des Inputs der Produktion ansetzen: Sie sind gerichtet auf Reduktion des Einsatzes an nicht reproduzierbaren Ressourcen (z. betriebliche Umweltökonomie Bodenschätze, Energie) und auf Ersatz giftiger Substanzen und gefährlicher Energiearten. Sie umfassen Einsatzvermeidung bestimmter (z. betriebliche Umweltökonomie umweltschädlicher) Ressourcen, Substitution umweltschädlicher durch umweltfreundliche Einsatzstoffe und -energiearten (z. betriebliche Umweltökonomie giftiger Fettlöser durch ungiftige Substanzen) und Sparen von Einsatzstoffen und Energie. - b) Outputorientierte Ziele und Maßnahmen, die Art und Menge unerwünschter Rückstände beeinflussen sollen: es sind Rückstandsvermeidung und -minderung, Rückstandsumwandlung (in weniger schädliche Substanzen und Energiearten), Rückstandsnutzung (Rückstandsverwertung) sowie Rückstandsdiffusion. Dies bedeutet konzentrierte Ablagerung von Rückständen (z. betriebliche Umweltökonomie auf Deponien) oder Verteilung von Rückständen in Atmosphäre, Gewässern, Boden durch Emission und Immission, was nur unter engen Voraussetzungen noch unter "relative Umweltschonung" subsumiert werden darf. - 3. Maßnahmen zur Erfüllung umweltpolitischer Ziele der Betriebswirtschaft, die umweltpolitischen Instrumente: a) Produkt- und Erzeugnisprogrammgestaltung: Produktgestaltung ist ein wirksames Instrument der Umweltentlastung, weil Art und Umfang der Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen, des Entstehens produktions- und produktbedingter Rückstände und die Recyclingfähigkeit dieser Rückstände durch die gewählte Produktgestalt weitgehend vorbestimmt sind. Voraussetzung ist allerdings die Kenntnis der ökologischen Wirkungen alternativer Produktgestaltung. Dazu gehören auch die Einflüsse der eigenen Produktgestaltung auf die Verfahrenswahl und die ökologischen Konsequenzen in den Vor- und Folgestufen der eigenen Produktion. Bei der Gestaltung des Erzeugnisprogramms, des Katalogs aller Produkte, die ein Betrieb aufgrund seiner Ausstattung mit personellen und sachlichen Potentialen und seines technischen Wissens herstellen kann und will, bietet sich v. a. die Möglichkeit, umweltfreundliche Produkte und zugehörige Verfahren zu entwickeln und aufgrund entsprechender Produktentwicklungen in vermehrtem Umfang Rückstände eigener oder fremder Produktion zu verarbeiten. - b) Produktionsmengen- und Fertigungsprogrammgestaltung: Das Fertigungsprogramm (kurzfristiges Produktionsprogramm) legt fest, welche Erzeugnisse in welchen Mengen im Planungszeitraum tatsächlich hergestellt werden. Daraus ergibt sich die tatsächliche produktionsbedingte Umweltbelastung eines Fertigungsbetriebes. Eine Erzeugnisart gibt bei der Produktion bestimmte Rückstände bzw. Schadstoffe ab. Gibt es keine vollständige Rückstands- bzw. Schadstoffumwandlung oder -nutzung (Recycling), so folgt daraus eine bestimmte Umweltbelastung durch Emission der verbliebenen Rückstände bzw. Schadstoffe. Emissionsmengen bzw. Deponiebedarf sinken, wenn man die produzierte Erzeugnismenge reduziert. Auch der Übergang zum Fremdbezug kann den Anteil an der Umweltbelastung vermindern. Sofern die Lieferanten umweltfreundlicher produzieren, wird dadurch die Umweltbelastung auch insgesamt geringer (wenn die absolut produzierte Menge nicht überproportional steigt). - c) Produktlebensdauergestaltung: Produktlebensdauer ist die tatsächliche Gebrauchsdauer eines Erzeugnisses, evtl. in zweiter und dritter Hand (z. betriebliche Umweltökonomie Gebrauchtwagen, Bauwerke) und in wechselnden Funktionen (z. betriebliche Umweltökonomie Altreifen als Prellschutz). Bei gegebener Produktgestalt wird das Ausmaß der Umweltbelastung durch Produktion auch von ihr bestimmt. Je langlebiger das Erzeugnis ist, desto stärker wird die mit Produktion, Gebrauch und Beseitigung des Erzeugnisses verbundene Umweltbelastung zeitlich verteilt. Höhere Produktlebensdauer und damit selteneres Recycling verdienen somit aus ökologischer Sicht vielfach den Vorzug. Lebensdauerverlängerung wirkt aber nicht immer umweltentlastend. So entstehen i. d. R. aus dem Gebrauch eines älteren Erzeugnisses Umweltbelastungen, die bei einer neueren Produkttechnologie nicht auftreten (ältere Kraftfahrzeuge, Gebäudeheizungen, Elektrogeräte). Die Produktlebensdauer ist auch abhängig von der gewählten Produktgestalt. Dies gilt für die wirtschaftliche Nutzungsdauer, wenn der Produktnutzen Modeeinflüssen unterliegt, aber auch für die technische Lebensdauer, denn das Erzeugnis wird durch die Produktgestaltung für eine bestimmte Haltbarkeitsdauer konzipiert. - d) Verfahrensgestaltung, Verfahrenswahl und Wahl der Einsatzstoffe: Fertigungs- (einschl. Recycling-)Prozesse, aber auch Verfahren der Aufbewahrung, Lagerung und des Transports sind planmäßig mit Umweltbelastung verbunden oder enthalten die Gefahr unbeabsichtigter Umweltschäden durch ungeplantes Entstehen, Ausfließen, Ausströmen, Versickern etc. umweltschädlicher Substanzen. Dagegen stehen zahlreiche Verfahren, die unerwünschte Begleiterscheinung der Produktion, auch Lärm, Erschütterungen, Licht- und Strahleneinwirkungen, reduzieren und unkontrolliertes Entweichen von Rückständen in die Umwelt verhindern (Rückhaltetechnologien); diese führen aber andererseits zu weiterem Bedarf an Rückstandsbehandlung (z. betriebliche Umweltökonomie feste Rückstände aus Abluft- und Abwasserreinigung). - e) Recycling.
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