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Kapitalertragsteuer
I. Begriff: Kapitalertragsteuer ist eine besondere Erhebungsform der Einkommensteuer (§ 43 I EStG). Der für die Kapitalertragsteuer haftende Schuldner des Kapitalertrags behält den K.-Betrag an der Quelle ein und führt ihn an das Finanzamt ab. Kein Steuerabzug, wenn der Steuerpflichtige eine Bescheinigung nach § 44 a II EStG (Nichtveranlagungsbescheinigung) vorlegt. Beim Gläubiger der Kapitalerträge wird die einbehaltene Kapitalertragsteuer auf die Einkommensteuerschuld angerechnet (§ 36 II Nr. 2 EStG) bzw. erstattet (§§ 44 b, c EStG).
II. Bemessungsgrundlage: Ein Steuerabzug erfolgt bei a) Kapitalerträgen i. S. v. § 20 I Nr. 1, 2 EStG (§ 43 I Nr. 1 EStG), b) Zinsen aus Wandelanleihen, Gewinnobligationen (§ 43 I Nr. 2 EStG), c) Einnahmen aus der Beteiligung als (typischer) stiller Gesellschafter und Zinsen aus partiarischen Darlehen (§ 43 I Nr. 3 EStG), d) außerrechnungsmäßigen und rechnungsmäßigen Zinsen aus Lebensversicherungen (§ 43 I Nr. 4 EStG), e) bestimmten, vor dem 1. 1. 1955 ausgegebenen, festverzinslichen Wertpapieren (§ 43 I Nr. 5 EStG), f) Einnahmen aus der Vergütung der Körperschaftsteuer nach §§ 36 e EStG, 52 KStG (§ 43 I Nr. 6 EStG), g) bestimmten Kapitalerträgen i. S. v. § 20 I 7 EStG (§ 43 I 7 EStG) und h) Einnahmen aus der Veräußerung von Zinsscheinen und bestimmten Schuldverschreibungen (§ 43 I 8 EStG) und zwar von den Bruttobeträgen. i) Kapitalerträge i. S. v. § 20 I Nr. 7 EStG (§ 43 I Nr. 7 EStG): Zinsen aus Anleihen und Forderungen aller Art; Ausnahme: Interbankenforderungen sowie Forderungen aus Sichteinlagen und Bausparverträgen); j) Kapitalerträge i. S. v. § 20 II 2 Nr. 2 b, Nr. 3, Nr. 4 EStG (§ 43 I Nr. 8 EStG).
III. Bemessung: Die Höhe der Kapitalertragsteuer richtet sich nach der Art der Kapitalerträge. Sie beträgt: a) 25% bei Kapitalerträgen i. S. v. § 43 I Nr. 1-4 EStG (allgemeine K.); b) 30% bei den in § 43 I Nr. 5, 7, 8 EStG genannten Zinsen (Kuponsteuer alter Art); c) 25% auf die Vergütung der Körperschaftsteuer i. S. v. § 43 I Nr. 6 EStG (Kuponsteuer neuer Art). Die "Kouponsteuer neuer Art" ist ab 1. 8. 1984 weggefallen. d) Die ab 1989 eingeführte kleine Kapitalertragsteuer auf Zinsen in Höhe von 10 v. H. wurde am 1. 7. 1989 ersatzlos aufgehoben. e) Die ab 1. 1. 1994 erhobene Kapitalertragsteuer i. S. v. § 43 I Nr. 7 und Nr. 8 EStG (Zinsabschlagsteuer) beträgt 30% des Kapitalertrags, wenn der Gläubiger die Kapitalertragsteuer trägt, 42,85 % des Kapitalertrags, wenn der Schuldner die Kapitalertragsteuer übernimmt. Ab dem 1. 1. 1993 beläuft sich der Sparer-Freibetrag der Kapitalertragsteuer auf 6.000 DM (12.000 DM für Verheiratete).
IV. Heutige Regelung (seit 1993): Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 27. 6. 1990 die bisherige Zinsbesteuerung für verfassungswidrig erklärt. Als Reaktion darauf ist die Zinsbesteuerung mit Wirkung vom 1. 1. 1993 neu geordnet worden. Der Sparer-Freibetrag wurde auf 6 000 DM (für Verheiratete 12 000 DM) angehoben. Die Kapitalerträge unterliegen einer anrechenbaren Abzugsteuer in Höhe von 25 v. H.
V. Ziele: 1. In fiskalischer Hinsicht soll die Kapitalertragsteuer die Erträge aus mobilem Kapital (Geldkapital) periodengerecht und vollständig erfassen (Quellensteuer, Steuerabzug) und dadurch eine Steuerhinterziehung erschweren. Eine Zweifachbelastung der Erträge wird durch die Anrechenbarkeit von Steuern ausgeschlossen, die im Rahmen der Einkommensbesteuerung vorgenommen wird. - 2. Kapitalmarktpolitisch kann zur Vermeidung allokativ nachteiliger Wirkungen der Kapitalertragsbesteuerung von Ausländern (Behinderung internationaler Kapitalbewegungen, Anhebung des Zinsniveaus) eine Steuerbefreiung der Erträge für Ausländer vorgesehen werden. - Vgl. auch körperschaftsteuerliches Anrechnungsverfahren II 4.
VI. Aufkommen: 1995: 16 914,4 Mio. DM (1990: 10 832 Mio. DM, 1985: 6206 Mio. DM, 1980: 4175 Mio. DM, 1977: 3381 Mio. DM, 1974: 2574 Mio. DM, 1970: 2021 Mio. DM, 1963: 1138 Mio. DM, 1955: 341,3 Mio. DM, 1950: 31,8 Mio. DM).
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