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regionale Disparitäten

1. Begriff: Ungleichheiten in der Raumstruktur zweier (oder mehrerer) Regionen. Das Konzept der r. D. umschreibt eine der wichtigsten Aufgaben der deskriptiven Geographie. - 2. Bestimmung und Messung: Das Hauptproblem bei der Bestimmung von r. D. stellt die Entscheidung für und Begründung von den verwendeten Indikatoren dar. Je nach dem Zweck der Untersuchung können die Disparitäten in Einkommen, Bruttosozialprodukt, Arbeitslosigkeit, der ärztlichen Versorgung, dem Bildungsstand der Bevölkerung oder jedem beliebigen anderen Merkmal gemessen werden, wobei i. d. regionale Disparitäten mehrere Indikatoren verknüpft werden (z. B. bei der Messung der Lebensqualität oder des Entwicklungsstandes). Ein weiteres Problem stellt die Bewertung dar. Die einzelnen Räume werden nicht einfach untereinander verglichen, sondern die Disparitäten werden an einer Norm der für das Ganze funktionalen Region gemessen. Diese Norm kann aus politischen Zielvorstellungen (z. B. gleichwertige Lebensbedingungen) oder aus einem Bezugsraum (z. B. dem Gesamtraum oder dem Durchschnitt aller Teilräume) resultieren. Wichtig für die Bestimmung regionaler Disparitäten als Ausdruck räumlicher Dysfunktionalitäten ist die nachprüfbare Operationalisierung der Indikatoren und ihrer Bewertung. Immer der Faktor ist ausschlaggebend, der am ehesten zeigt, daß eine Region entweder zu sehr vernachlässigt wurde oder das Ganze unter dem Mangel einer bestimmten Bedingung in den Regionen leidet. Zur Beschreibung räumlicher Ungleichheiten bieten sich verschiedene statistische Kennziffern, z. B. Mittelwerte, absolute und relative Häufigkeiten, oder die Erstellung einer Lorenzkurve an. Da eine Lorenzkurve immer nur die Ungleichheit von Variablen in einem Raum darstellen kann, werden i. d. regionale Disparitäten mehrere Kurven in eine Darstellung gezeichnet. Vergleicht man die Disparitäten zwischen einer festgelegten Anzahl von Regionen bzgl. verschiedener Indikatoren, so ergeben sich i. d. regionale Disparitäten verschiedene Ranglisten. - 3. Erklärung: Die Erklärungen für die Entstehung von Disparitäten sind i. d. regionale Disparitäten wenig befriedigend. Nach der neoklassischen Wirtschaftstheorie handelt es sich um vorübergehende Abweichungen vom Gleichgewichtszustand. Polarisationstheoretische Vorstellungen gehen davon aus, daß die Disparitäten für Marktwirtschaften konstitutiv sind; zufällige, aus früheren Epochen (z. B. dem Mittelalter) überkommene ungleiche Raumstrukturen wurden übernommen und durch "das Spiel der freien Kräfte" verstärkt. Dabei wird die Wirkungslosigkeit der Regionalpolitik bei der Korrektur dieser Struktur mehr oder weniger stark betont. Wahrnehmungstheoretische Vorstellungen erklären das Entstehen von Disparitäten bis zu einem gewissen Grade zirkulär: Der Mensch prüft die Ausstattung eines Raumes mit Schulen, Altersheimen, Schwimmbädern etc. entsprechend seinen Bedürfnissen und zieht in die seiner Bedürfnisstruktur angemessene Region. Durch die Ballung bestimmter sozialer Gruppen in dieser Region kommt es dann zu einer bestimmten einseitigen Ausstattung. Die Disparitäten können nur durch gezielte politische Maßnahmen ausgeglichen werden. - 4. Raumordnungspolitik: Ist man der Auffassung, daß Disparitäten durch die Politik relativiert oder gar beseitigt werden können, stellt sich das Problem, mit welcher Berechtigung eine Region nach Gleichstellung verlangen kann. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es wird auf die Bedürfnisse (in den meisten Ausführungen nach staatlichen oder staatlich stark gelenkten Dienstleistungen) und das Recht verwiesen, daß diese in allen Landesteilen gleichwertig befriedigt werden können, oder es wird darauf verwiesen, daß die Regionen wegen ihrer Leistungen für die ganze Volkswirtschaft einen Ausgleichsanspruch haben. Die Raumordnungspolitik in der Bundesrep. D. geht von der Vorstellung räumlicher Disparitäten aus und hat sich zum Ziel gesetzt, diese mit politischen Mitteln zu minimieren und gleichwertige Lebensbedingungen in allen Regionen zu schaffen. Kritiker dieser Vorstellungen weisen darauf hin, daß Disparitäten nicht einfach auf räumliche Unterschiede, sondern auf räumliche Gegensätze zurückgehen. Ein Ausgleich wäre dann weder möglich noch im Sinne der bessergestellten Regionen.

 

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