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Methodologie

Wissenschaftstheorie, Metatheorie. 1. Begriff: Methodologie bezeichnet die wissenschaftstheoretische Grundlage und Methodik der Erkenntnisgewinnung. - 2. Wissenschaftstheoretische Aufgabe: Jeder Theorie (nicht nur im wirtschaftswissenschaftlichen, sondern auch im naturwissenschaftlichen und jedem anderen geisteswissenschaftlichen Bereich) beruht in ihrer Entstehung auf der Anwendung einer bestimmten Methode der Erkenntnisgewinnung. Dabei existieren unterschiedliche Methoden der Theoriegewinnung. Die Wissenschaftstheorie als Wissenschaft von der Wissenschaft systematisiert die Methodenvielfalt und versucht, eine allgemeingültige und -verbindliche Methode zu entwickeln. - 3. Systematische Gliederung: Die verschiedenen Methodologie lassen sich in drei Gruppen einteilen: die beiden klassischen Gruppen der empiristischen und rationalistischen und die Gruppe der synthetischen Methodologie a) Die rationalistische Methodologie stützt sich auf die Vernunft (ratio) als Quelle der Erkenntnis. Rationalistische Theorien müssen widerspruchsfrei, präzise, berechenbar und beweisbar sein. Dementsprechend können sie nur durch logische Deduktion aus vorgegebenen Definitionen und Ableitungsregeln (Axiome) gebildet und nur durch den Nachweis des Verstoßes gegen eine der logischen Ableitungsregeln widerlegt werden. - b) Die empiristische Methodologie reduziert alle theoretischen Aussagen auf empirisch erfaßbare Tatbestände. Empiristische Theorien werden auf induktivem Wege gewonnen, in dem durch Schlußfolgerungen von Einzelbeobachtungen auf die Gesamtheit der Realität allgemeingültige Sätze gebildet werden. Diese Theoriensätze können, wenn sie objektiv überprüfbar sind, durch widersprechende Beobachtungen widerlegt werden. Bei subjektiven empiristischen Methodologie kann nur der Beobachter selbst seine Erkenntnisse revidieren (Phänomenologie) oder die Gültigkeit durch einen historischen Wandel aufgehoben werden (Hermeneutik). - c) Die gegenseitige Widersprüchlichkeit der klassischen Methodologie versuchen die synthetischen Methodologie aufzuheben. Zu diesen zählt beispielsweise die Hegelsche Methode der Dialektik, die eine Aussage (These) mit einer Gegenaussage (Antithese) konfrontiert. In der dialektischen Verarbeitung beider Thesen wird die ausschließliche Gültigkeit jeder einzelnen verworfen und aus den gemeinsamen Elementen eine neue These (Synthese) entwickelt. Die Synthese besitzt so lange Gültigkeit, bis ihr eine neue Antithese entgegengestellt wird und ein neuer dialektischer Prozeß beginnt. Die bedeutsamste synthetische Methodologie ist die Methode des kritischen Rationalismus, die eine Vereinigung von rational entwickelter Hypothese und empirischen Beobachtungssätzen anstrebt. Die kritisch rationale Variante der Verifikation erhebt die Hypothese zur gültigen Theorie, wenn ihre empirische Bestätigung einmal erfolgt ist. Die von Popper entwickelte Gegenvariante der Falsifikation fordert die ständig erneute Überprüfung der Hypothese anhand empirischer Beobachtungen, um sie zu Fall zu bringen. So lange dies nicht gelingt, darf die Hypothese als vorläufig gültige Theorie gelten. - d) Eine Ergänzung der genannten Methodologie stellt die pluralistische Methodologie dar. Sie realisiert die Schwächen und Widersprüche aller Methodologie und propagiert deshalb die freie Wahl einer beliebigen Methode der Theoriegewinnung ("anything goes"), ohne einer bestimmten Methodologie einen Anspruch auf Dominanz und alleinige Richtigkeit einzuräumen. - 4. Bedeutung: Da es keine alleingültige Methodologie zur Theoriengewinnung gibt, kann mit beliebiger Wahl der Methodologie auch eine entsprechende Zahl von (teilweise sich widersprechenden) Theorien entwickelt werden. Damit wird die Möglichkeit der Dogmatik und Schulenbildung im Wissenschaftsbetrieb eröffnet und die Grenze zwischen Theorie und Ideologie verwischt. - Daraus folgt das Problem der Akzeptanz von Theorien, in Verbindung mit dem der Abgrenzung derjenigen, deren Theorienakzeptanz bedeutsam ist. - Bei der wirtschaftspolitischen Verwendung wirtschaftlicher Theorien (allgemeine Wirtschaftspolitik) entsteht dadurch eine Verbindung zwischen dem Träger der Wirtschaftspolitik, der die Anwendung einer bestimmten Theorie akzeptiert, seiner Legitimierung zur Entscheidung darüber und der methodologischen Grundlage der Theorie, die sich letztlich auf das Problem der Auswahl einer bestimmten Ideologie reduziert. Damit wird zum großen Teil erklärbar, warum kommunistisch-totalitäre Staaten die subjektivistisch entwickelte Marxistische Theorie als Grundlage ihrer Wirtschaftspolitik nehmen, während demokratische Staaten zur Anwendung von Theorien neigen, die aufgrund kritisch-rationaler Analysen gewonnen wurden. - Vgl. auch methodologischer Individualismus, methodologischer Kollektivismus, Wissenschaftstheorie, Methodologie der Betriebswirtschaftslehre.

 

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