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fiscal policy
Fiskalpolitik. 1. Begriff: Alle finanzpolitischen Maßnahmen des Staatssektors im Dienst der Konjunkturpolitik (finanzpolitische Stabilisierungsfunktion, Konjunkturpolitik, Stabilisierungspolitik). Die f. p. ist die finanzpolitische Umsetzung der keynesianischen Wirtschaftstheorie (Keynessche Lehre). Es geht v. a. um eine antizyklische Finanzpolitik (antizyklische Wirtschaftspolitik) zur Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage gemäß den makroökonomischen Ansätzen der keynesianischen Theorie, häufig verbunden mit einer Verschuldungspolitik (negativer Budgetsaldo; deficit spending) zur Erreichung der für die Nachfragebeeinflussung notwendigen Einnahmen, wenn z. B. Ausgaben- bzw. Konjunkturprogramme zur Nachfragestimulierung eingesetzt werden. - Ihre rechtliche Kodifizierung in der Bundesrep. D. fand die f. p. im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz (StWG). - 2. Kritik: In neuerer Zeit ist die f. p. als vorwiegend diskretionäre (antizyklische) Finanzpolitik (d. h. am Einzelfall orientiert) zur Erreichung stabilisierungs- bzw. konjunkturpolitischer Ziele vielfacher Kritik ausgesetzt. So wird bestritten, daß die f. p. überhaupt in der Lage ist, die von ihr zielgerichtet zu beeinflussenden volkswirtschaftlichen Aggregate zu erreichen. Der Transmissionsmechanismus zwischen fiskalpolitischem Impuls und der Wirkung auf die Zielgrößen ist abhängig von der spezifischen Konstruktion des Transmissionsmechanismus, einer ganzen Reihe von diesbezüglichen Prämissen (z. B. Verhaltensannahmen über die Wirtschaftssubjekte) und ceteris paribus-Klauseln. Besonders die Vertreter eher neoklassischer Denkrichtungen (Monetarismus, Angebotsökonomik) bezweifeln die theoretische Gültigkeit des keynesianischen Transmissionsprozesses; sie betonen die Stabilität des privaten Sektors in einer störungsfreien Marktwirtschaft, erst die Eingriffe des Staatssektors führen zu einer negativen konjunkturellen Wirkung aufgrund nicht adäquater Steuerungsimpulse oder Verunsicherung der Wirtschaftssubjekte. Ebenso werden mögliche Verdrängungseffekte der privaten Aktivitäten durch die staatliche Nachfragebeeinflussung (crowding out) gegen die f. p. angeführt. - Ein empirisch eindeutiger Befund steht aber - nicht zuletzt, weil in beiden Lagern auch normative Elemente eine Rolle spielen - noch aus, wird aber wohl auch kaum erreichbar sein. - 3. Die Kritik an der f. p. führte innerhalb der Theorie zu Weiterentwicklungen. Die Probleme der zeitpunktgerechten Auslösung von konjunkturpolitischen Impulsen sind in der Debatte um die lags analysiert und in der Diskussion um die built-in-flexibility, die Formelflexibilität bzw. in weiteren regelgebundenen Verfahren (Regelbindung) weitergeführt worden. Die Kritik an einer allzu einseitigen Ausrichtung der Finanzpolitik an der f. p. unter Vernachlässigung der stets mit berührten finanzpolitischen Allokationsfunktion und finanzpolitischen Distributionsfunktion ist z. B. in Konzepten der social fiscal policy aufgefangen worden. - Vgl. auch Überschußpolitik.
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