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Oppenheimer
Franz, 1864-1943, deutscher Nationalökonom, Soziologe und Wirtschaftshistoriker, lehrte in Frankfurt und Berlin, emigrierte 1933 - über Frankreich und Palästina - in die Vereinigten Staaten. O., ursprünglich Arzt, wurde durch seine Schriften und seine Lehrtätigkeit einer der bedeutendsten deutschen Volkswirtschaftler in den 20er Jahren. Aus seiner Schule ist eine Reihe namhafter Nationalökonomen hervorgegangen, wie Erhard, Nölting, Peter, Preiser. - Das System Oppenheimers, von dem Bodenreformer Theodor Hertzka stark beeinflußt, beruht auf folgender Konzeption: Durch Grundeigentum werde eine Sperrung des freien Bodens (Bodenmonopol, Bodensperre) bewirkt, die ein Klassenmonopol der Bodenbesitzer schaffe; diese erzielten außer dem Monopolgewinn noch Differentialrenten. Das Nachfragemonopol der Bodenbesitzer beschneide den Lohn und führe zum ehernen Lohngesetz sowie wegen der Landflucht zu einem ständigen Überangebot an Arbeitskräften für die Industrie (vgl. industrielle Reservearmee). Aus dem Bodenmonopol und dem daraus erzielten Monopolgewinn entstünde anfänglich das konstante Kapital, durch dessen Einsatz im Produktionsprozeß die Kapitalistenklasse den Mehrwert aus dem Produktionsfaktor Arbeit zu ziehen vermag. Oppenheimer forderte die Abschaffung des Privateigentums am Boden, um freie Siedlungen zu ermöglichen. Solange jedermann sich frei ansiedeln könne, würde der Lohn nicht unter den Ertrag des freien Bodens absinken. Wirtschaftspolitisch gilt Oppenheimer als wichtigster Vertreter des liberalen Sozialismus. - Seine nationalökonomischen Hauptwerke sind: "Großgrundeigentum und die soziale Frage" (1898); "David Ricardos Grundrententheorie" (1909); "Theorie der reinen und politischen Ökonomie" (1910) und "Die soziale Frage und der Sozialismus" (1919).
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