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Informatik
Informatik Begriff: Wissenschaft von der systematischen Verarbeitung von Informationen, insbes. der automatischen Verarbeitung mit Hilfe von Computern; im angelsächsischen Raum als computer science bezeichnet. Die Informatik untersucht grundsätzliche Verfahrensweisen für die Verarbeitung von Informationen sowie allgemeine Methoden der Anwendung solcher Verfahrensweisen in den verschiedensten Bereichen.
IInformatik Teilgebiete: 1. Technische I.: V. a. (1) Rechnerorganisation: Entwurf neuer Konzepte und Konfigurationen für die Hardware von Computersystemen, insbes. für Teilnehmersysteme (Teilnehmerbetrieb) und Verbundsysteme (Computerverbund); (2) Schaltungstechnologie: Automatisierung des Entwurfs von Hardwareeinheiten (von einzelnen Schaltungen bis hin zu vollständigen Rechenanlagen); (3) Mikroprogrammierung: Entwicklung von Programmen zur Steuerung elementarer Hardwarefunktionen; (4) Entwicklung von Prozeß- und Spezialrechnern; (5) Entwicklung von Peripheriegeräten. - 2. Theoretische I.: V. a. (1) Formale Sprachen: Entwicklung künstlicher Sprachen zur eindeutigen formalen Beschreibung von Algorithmen sowie von Beschreibungsmitteln für die Syntax (Syntax einer Programmiersprache) dieser Sprachen; (2) Theorie der Programmierung: Entwicklung formaler Beschreibungsmittel für die Semantik von Programmiersprachen (Semantik einer Programmiersprache) und darauf aufbauend Programmverifikation (formaler Korrektheitsbeweis für Programme); (3) Automatentheorie: Ableitung von Grundlagen für den Aufbau und das Verhalten informationsverarbeitender Maschinen aus abstrakten mathematischen Modellen; (4) Algorithmentheorie: Berechenbarkeit von Funktionen durch Algorithmen und Klassifizierung der "nichtberechenbaren" Funktionen; (5) Komplexitätstheorie: Klassifizierung der durch Algorithmen berechenbaren Funktionen nach ihrer Komplexität, d. h. nach dem zur Berechnung notwendigen Aufwand; (6) Schaltwerktheorie: Entwicklung formaler Beschreibungen für Schaltungen und komplexe Schaltkreise; (7) abstrakte Darstellung von Informationen und Kommunikationsvorgängen; (8) Codierung von Informationen; (9) Entwicklung von mathematischen Modellen für verschiedene Aspekte von Computersystemen. - 3. Praktische I.: V. a. (1) Entwicklung von Programmiersprachen, Übersetzern, Betriebssystemen, Informations- und Kommunikationssystemen; (2) Entwicklung von Datenstrukturen und Datenorganisation; (3) graphische Datenverarbeitung; (4) Software Engineering; (5) künstliche Intelligenz (KI) ; (6) Entwicklung kognitiver Verfahren und Systeme; (7) Simulation von Abläufen auf einem Rechner. - 4. Angewandte Informatik hat v. a. Anwendungen der Informatik in der Betriebs- und Volkswirtschaft, in der Mathematik, in Naturwissenschaft und Technik sowie in der Medizin zum Gegenstand.
IIInformatik Wirtschaftsinformatik: (Manchmal noch der Informatik zugerechnet.) Aufgrund der rasch wachsenden Verbreitung von Computersystemen in Wirtschaft und Verwaltung und des Entstehens spezieller computergestützter betrieblicher Problemlösungen, die umfassende betriebswirtschaftliche Kenntnisse verlangen, hat sich mit der Betriebs- bzw. Wirtschaftsinformatik jedoch eine eigene interdisziplinäre Wissenschaft entwickelt. - Vgl. im einzelnen Wirtschaftsinformatik.
IV. Entwicklung: 1. Wurzeln der Informatik reichen weit in die Geistesgeschichte zurück; fundamentale Grundbegriffe der Informatik (z. B. der Begriff des Algorithmus, die Ideen der formalen Beschreibung und Konstruktion künstlicher Sprachen, die Mechanisierung angeblich geistiger Tätigkeiten) gehen z. T. bis auf das griechische Altertum zurück; sie gewannen insbes. wegen ihrer engen Beziehung zur Mathematik und Philosophie seit dem Mittelalter immer mehr an Bedeutung. Weitere Wurzeln der Informatik liegen in der Geschichte der Rechenmaschinentechnik (G. W. Leibniz, W. Schickard, B. Pascal, C. Babbage) und der Nachrichtenübertragungstechnik und Nachrichtentheorie. - 2. Mitte der 30er Jahre entstanden erste Arbeiten zur I., insbes. die Untersuchungen von K. Zuse, die 1948 zum Bau der ersten programmgesteuerten Rechenmaschine (Z3) führten, die theoretischen Überlegungen von A. M. Turing über Möglichkeiten und Grenzen der Berechenbarkeit von Algorithmen mit Hilfe automatischer Rechenmaschinen sowie den Arbeiten von C. E. Shannon zur Schaltkreis-, Codierungs-, Informations- und Kommunikationstheorie. - 3. Aufgrund der Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit setzte in der Bundesrep. D. eine stärkere Entwicklung der Informatik erst ab 1950 ein, als in mehreren Hochschulen und verschiedenen Firmen damit begonnen wurde, Rechenanlagen zu konzipieren und zu bauen, sowie Untersuchungen über die Programmierung von Rechnern und ihre möglichen Anwendungen durchgeführt wurden. Gefördert und getragen von Mathematikern, Elektrotechnikern und Physikern, wurden ab Mitte der 50er Jahre vor allem an Forschungszentren zunehmend Rechenanlagen eingesetzt, womit gleichzeitig eine intensivere Beschäftigung mit Problemen der Informatik verbunden war. Die heutige Ausrichtung der Informatik im deutschsprachigen Raum wurde dadurch stark präjudiziert. - 4. In den 60er Jahren entwickelte sich die Informatik schließlich zu einer selbständigen wissenschaftlichen Disziplin. Das heutige Konzept der I.-Forschung an deutschen Hochschulen wurde 1971 von der Bundesregierung im "überregionalen Forschungsprogramm I." verankert.
V. Studium: 1967 wurde an der Technischen Universität München der erste Vollstudiengang Informatik eingerichtet; inzwischen existieren I.-Studiengänge an vielen Universitäten (Abschluß: Diplom-Informatiker) und Fachhochschulen. Die I.-Ausbildung wurde von der Westdeutschen Rektorenkonferenz sowie der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Rahmenordnung für die Diplomprüfung in Informatik festgelegt.
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