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Erfahrungskurve
1. Charakterisierung: Mitte der 60er Jahre von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group eingeführt; Anlaß war eine empirische Untersuchung in der Halbleiter-Industrie. Die Erfahrungskurve bildet die theoretische Grundlage eines Ansatzes der Portfolio-Analyse. Grundgedanke der Erfahrungskurve ist das bekannte Phänomen, daß die Produktivität mit dem Grad der Arbeitsteilung steigt. Diese Erkenntnis findet Eingang in den Lernkurveneffekt, der besagt, daß mit zunehmender Ausbringung die Arbeitskosten sinken. Die Aussage der Lernkurve (log(y) = log(a)-b×log(x)) wird auf die Verdopplung der kumulierten Produktionsmenge x bezogen, die ein Sinken der direkten Fertigungskosten y (bzw. Lohnkosten/Mengeneinheit) um einen konstanten Prozentsatz b bewirkt. - 2. Aussage: Bei der Erfahrungskurve wird die Aussage der Lernkurve auf die Stückkosten erweitert: Die realen Stückkosten eines Produktes gehen jedesmal um einen relativ konstanten Betrag (20-30%) zurück, sobald sich die in Produktmengen ausgedrückte Produkterfahrung verdoppelt (vgl. Abb.). Die Stückkosten umfassen die Kosten der Produktionsfaktoren, die an der betrieblichen Wertschöpfung beteiligt sind (Fertigungskosten, Verwaltungskosten, Kapitalkosten etc.). Die Aussage der Erfahrungskurve gilt sowohl für den Industriezweig als Ganzes als auch für den einzelnen Anbieter; inzwischen wurden auch Erfahrungskurveneffekte in nichtindustriellen Branchen (z. B. Lebensversicherungen) nachgewiesen. - 3. Prämisse: Alle Kostensenkungsmöglichkeiten (Lerneffekt, Betriebs- und Losgrößendegressionseffekte, Produkt- und Verfahrensinnovation etc.) werden genutzt. Die Problematik dieser Prämisse, die Erfahrungskurve trotz ihres quantitativen Ansatzes eher als ein qualitatives, grundlegendes Denkschema und Verhaltensmodell zu sehen, liegt nahe; sie trifft i. a. lediglich Tendenzaussagen zum Kostenverlauf.
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