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Eisenbahnverkehr
I. Begriff: Eisenbahnverkehr ist die Beförderung von Personen und Gütern auf einer Eisenbahninfrastruktur, durchgeführt von Eisenbahnverkehrsunternehmen. Eisenbahnverkehr ist von anderen schienengebundenen Verkehren zu unterscheiden. Nach § 1 AEG sind dies z. B. "Magnetschwebebahnen, Straßenbahnen und die nach ihrer Bau- oder Betriebsart ähnlichen Bahnen, Bergbahnen und sonstige Bahnen besonderer Bauart". Eisenbahnverkehr wird in Deutschland von der Deutschen Bahn AG (DB AG) und den Regionalbahngesellschaften (RBG, früher: nicht-bundeseigene Eisenbahnen NE) betrieben; da die Privatwagengesellschaften lediglich Transportmittel bereithalten, nicht jedoch die Zugförderung sicherstellen, zählen sie nicht zu den Eisenbahnen. Der Kreis der Eisenbahnverkehr betreibenden Unternehmen dürfte sich künftig infolge der Zulassung Dritter zum Netz der Eisenbahnen erweitern. Im Eisenbahnverkehr wird zwischen Wagenladungs-, Stückgut- und Kombiniertem Verkehr unterschieden.
II. Unternehmensstruktur, Kapazitäten und Leistungen: 1. Unternehmensstruktur: Der Eisenbahnverkehr in Deutschland wurde 1994 von der Deutschen Bahn AG (DB AG) und 99 RGB durchgeführt. Sie beschäftigten 337 000 Personen (DB AG: 324 895, RGB: 12 445). - 2. Kapazitäten: Die Eigentumsstreckenlänge der Eisenbahnen belief sich 1994 auf 45 942 km, davon entfielen 3 155 km auf die RGB; waren 18 076 km elektrifiziert. Die Betriebslänge erreichte 44 512 km, die Gesamtgleislänge etwa 64 000 km. Eingesetzt werden konnten 14 443 Triebfahrzeuge (darunter 3 739 elektrische, 6 721 Diesellokomotiven), 15 504 Reisezugwagen, 199 264 bahneigene, 83 234 Privatgüter- und 5 259 Dienstgüterwagen. - 3. Leistungen: Befördert wurden 1 570 Mio. Personen (DB AG 1 495 Mio., RGB 75 Mio.), die Verkehrsleistung betrug 61 962 Mio. Pkm, die mittlere Reiseweite erreichte bei der DB AG 41,0 km, bei den RGB 8,4 km. Im Güterverkehr 336, 8 Mio. t befördert (DB AG: 317,6 Mio. t, RGB: 56,6 Mio. t) bei einer Verkehrsleistung von 71 814 Mio. tkm (DB AG: 71 428 Mio. tkm, RBG: 386 Mio. tkm); die mittlere Versandweite erreichte 213 km (DB AG: 225 km, RGB: 7 km). - 4. Einnahmen: 1992 erzielten die Eisenbahnen Verkehrseinnahmen (ohne Umsatzsteuer) in Höhe von insgesamt 16 684 Mio. DM. Davon entfielen auf die DB und die DR 16 136 Mio. DM, die RGB 548 Mio. DM. Der Personen- und Gepäckverkehr steuerten hierzu 7 678 Mio. DM, der Expreßgut- und Güterverkehr 9 006 Mio. DM bei. - 5. Anlagevermögen: Insgesamt bezifferte sich das Brutto-Anlagevermögen der DB AG auf 30 3012 Mio. DM (zu Preisen von 1991), das der RBG in den alten Bundesländern auf 12 058 Mio. DM.
III. Nationale und internationale Organisation: 1. Nationale Ebene: Der Eisenbahnverkehr in der Bundesrep. D. wird vorwiegend von der Deutschen Bahn AG (DB AG) abgewickelt. Die DB AG ist hervorgegangen aus den Sondervermögen Deutsche Bundesbahn (DB) und Deutsche Reichsbahn (DR) als nunmehr eigenständige Rechtspersönlichkeit im Eigentum des Bundes. Als Sondervermögen wird weiterhin das Bundeseisenbahnvermögen fungieren, in dem vor allem die Schulden- und die Personalverwaltung sowie die Grundstücksverwertung zusammengefaßt werden. Die Aufsicht über die Eisenbahnen, soweit es sich um hoheitliche Aufgaben handelt, liegt beim Bundesminister für Verkehr bzw. dem Eisenbahn-Bundesamt. - Als Verband vertritt vor allem der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV, früher Bundesverband Deutscher Eisenbahnen, BDE) die Interessen des Eisenbahnverkehr - 2. Internationale Ebene: u. a Internationaler Eisenbahnverband (Union Internationale des Chemins de Fer, U. I. C.), Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen (Organization for the collaboration of railways, OSShD), Zentralamt für den Internationalen Eisenbahnverkehr (Office Central des transports internationaux ferroviaires, OCTI) und Internationales Eisenbahntransportkomitee (Comité international des transports ferroviaires, C. I. T.).
IV. Gegenwarts- und Zukunftsprobleme: Die Bedeutung des Eisenbahnverkehr ist seit den 50er Jahren ständig gesunken, die finanzielle Belastung der öffentlichen Haushalte dagegen seit Mitte der 60er Jahre ständig gestiegen. Das traf insbesondere auf die DB zu. Alle Versuche, die Entwicklung zu stoppen, schlugen fehl. Das Problem verschärfte sich noch durch die DR, deren Anlagevermögen völlig unzulänglich war und dringend unter großen Aufwendungen modernisiert werden mußte. Schließlich wurde Ende der 80er Jahre eine Kommission eingesetzt, die sich mit der Reform der DB, dann auch der DR befassen sollte. Als Ergebnis wurden zunächst DB, DR und Vorratsvermögen Berlin (West) zu dem Sondervermögen Bundeseisenbahnen fusioniert, um dann in die DB AG, das Eisenbahn-Bundesamt und das Bundeseisenbahnvermögen aufgeteilt zu werden. Die DB AG soll im 4. Schritt der Bahnstrukturreform in die vier selbständigen AG Personenfernverkehr, AG Personennahverkehr, AG Güterverkehr und AG Fahrweg gegliedert werden. Es bleibt abzuwarten, ob die vorgesehene (Teil-)Privatisierung die finanziell defizitäre und leistungsmäßig rückläufige Entwicklung wirklich stoppen kann. Die Trennung von Netz und Betrieb und der Zugang Dritter zum Netz wird nur dann die notwendige Steigerung der Wirtschaftlichkeit bewirken, wenn dieser Zugang diskriminierungsfrei erfolgen kann.
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