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Verteilungswirkungen der Inflation
1. Inflationsfolgen: Neben den nicht unbestrittenen negativen Inflationsfolgen für Wachstum und/oder optimale Faktorallokation werden insbes. die Wirkungen der Inflation auf die Einkommens- und Vermögensverteilung analysiert. Nach gängiger Argumentation bewirkt die Inflation eine willkürliche Änderung der Einkommens- und Vermögensverteilung und zwar insbes. wegen des (allerdings bestrittenen) Lohnlags zuungunsten der Lohn- und Gehaltsempfänger (Lohnlaghypothese), zuungunsten der Bezieher fester Einkommen (Rentnerhypothese) und zuungunsten der Gläubiger bzw. zugunsten der Schuldner, wenn die Preissteigerungen nicht bereits in den Zinsen berücksichtigt sind (Gläubiger/Schuldner-Hypothese). Diese Umverteilung trifft insbes. Besitzer niedrig verzinslicher Wertpapiere und Sparkontenbesitzer. - 2. Empirie: Empirisch und theoretisch abgesicherte Ergebnisse zu den Redistributionswirkungen von Inflationen liegen bisher noch nicht vor. Einerseits fehlt es an vollständigen statistischen Daten und andererseits an theoretisch-plausiblen Erklärungsansätzen. Zudem müßten für ein endgültiges Urteil den inflationsinduzierten Verteilungswirkungen die Kosten einer wirtschaftspolitischen Inflationsbekämpfung in Form von Arbeitslosigkeit und Produktionsausfällen gegenübergestellt werden. - 3. Die herrschende Meinung neigt immer mehr dazu, die angedeuteten Umverteilungseffekte (außer die der Gläubiger/Schuldner-Hypothese) zu leugnen, da zwar verzögerte Lohnanpassungen festgestellt werden, doch - so wird argumentiert - sei dieser Effekt nur vorübergehend, weil die Gewerkschaften bei den neuen Tarifabschlüssen die inflationsbedingte Umverteilung korrigieren. Vergessen wird dabei offensichtlich, daß die Möglichkeiten der Gewerkschaften, inflationsbedingte Umverteilungen zu korrigieren, stark von ihrer Verhandlungsposition abhängen, und diese ihrerseits ist nicht unmaßgeblich durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt bestimmt. Im Gegensatz zu den unmerklichen, reibungslos auftretenden Inflationsgewinnen der Unternehmer im Konjunkturaufschwung muß die anschließende Korrektur erst einmal durchgesetzt werden. Weiter müßten vor einer endgültigen Beurteilung die inflationsbedingten Umverteilungswirkungen innerhalb der Gruppe der Lohn- und Gewinnempfänger untersucht werden. Dazu kommt, daß trotz wiederholter Steuerreform die Steuerprogression wegen der inflationsbedingten Nominallohnsteigerungen den Anteil der Lohnsteuer am Gesamtsteueraufkommen ständig gesteigert hat (sog. kalte Progression). Weitgehend ungeklärt sind auch die inflationsbedingten Verteilungseffekte bzgl. der Gewinne zwischen Groß- und Kleinunternehmen. Schließlich geht die Argumentation stillschweigend vom Verteilungs-Status-quo aus und läßt keinen Platz für die Durchsetzung echter Umverteilungsansprüche. - Vgl. auch Inflation.
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