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List
Friedrich, 1789-1846, deutscher Nationalökonom, der 1817-1820 in Tübingen lehrte, nach einer Haftstrafe 1825-1832 als Emigrant in den Vereinigten Staaten lebte und sich nach seiner Rückkehr als Schriftsteller in Deutschland und Frankreich durchs Leben schlug. List und sein Werk sind schwer in ein System einzuordnen; keinesfalls ist List als ausgesprochener und unbedingter Gegner der klassischen Theorie anzusehen. Zwar betonte er gegenüber der kosmopolitischen Lehre der Klassiker die Bedeutung der Nation (daher: "Nationalökonomie"), wich aber von der klassischen Außenwirtschaftstheorie (Ricardo) nur insoweit ab, daß er Schutzzölle (Erziehungszoll) für im Aufbau befindliche Industrien als Übergangsmaßnahme während eines Stadiums der volkswirtschaftlichen Entwicklung (Stufentheorie) vorschlug. Zu Unrecht wird List als Gewährsmann des Protektionismus angesehen. Bedeutsam ist der von ihm stammende Begriff der "produktiven Kräfte", die wichtiger als gegenwärtiger Reichtum seien, da sie die Quelle dauernden Reichtums darstellten. Als produktive Kräfte gelten nicht gegebene materielle Güter, wie Viehbestand und Entwicklungsstand der Technik, sondern die entwicklungsfähige Kraft, Wohlstand zu schaffen und zu erhalten. Dazu gehörten auch Gesetzgebung, Kunst und Wissenschaft - insbes. Bildung, Erziehung und Gesundheit des Volkes - sowie alle Zweige der sozialen Ordnung. Wirtschaftspolitisch hat List durch seinen Entwurf eines Eisenbahnnetzes für Deutschland und sein Eintreten für die Abschaffung der Binnenzölle zwischen den deutschen Ländern entscheidend zur wirtschaftlichen Entwicklung und Konsolidierung des Deutschen Reiches beigetragen. Sein mehrfach aufgelegtes Hauptwerk ist "Das nationale System der politischen Ökonomie" (1841). Die Gedanken von List führt die List-Gesellschaft fort (1925-1934, neu gegründet 1954).
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