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informeller Sektor

1. Begriff: informeller Sektor S. ist die Folge des Beschäftigungsproblems der Entwicklungsländer. Er umfaßt die ökonomischen Aktivitäten der Menschen außerhalb formell geregelter Sektoren und ist gekennzeichnet durch arbeitsintensive Produktion, geringe Eintrittsschranken (wie z. B. Ausbildungsnachweis), Verwendung einheimischer Ressourcen, angepaßte und einfache Technologien, kleine Betriebsgrößen (meist Einzel- oder Familienunternehmen), schlechte Bezahlung und geringem gewerkschaftlichen Organisationsgrad, niedrige Qualifikationsanforderungen, die außerhalb des formalen Schulsystems erworben werden sowie unregulierte, dem freien Wettbewerb unterworfene Märkte. - 2. Entwicklungspolitische Bedeutung: a) Als Folge der Vernachlässigung der Landwirtschaft führte die Landflucht zur Urbanisierung. Da industrielle Arbeitsplätze im urbanen, formellen Sektor nicht vorhanden waren, mußten die Menschen als "Selbständige" ihren Lebensunterhalt verdienen. Lange Zeit wurde der i. S. als Hinterhofökonomie abgewertet. - b) Die tatsächliche entwicklungspolitische Bedeutung ist nicht eindeutig. Einige Autoren sehen in i. S. das Ergebnis des Arbeitskräfteüberschusses: zugewanderte und schlecht ausgebildete Personen sind von den Beschäftigungsmöglichkeiten des modernen Sektors ausgeschlossen. Der i. S. schafft zwar temporär Beschäftigungsmöglichkeiten. Das gesellschaftspolitische Ziel besteht in seiner Abschaffung, welche durch langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten im industriellen Sektor erfolgen kann. - c) Andererseits ist der i. S. das Ergebnis staatlicher Interventionen in die Wirtschaft. Entwicklungsmöglichkeiten enstehen häufig erst durch Deregulierung und Privatisierung. Strukturalisten sprechen sich daher für eine Abnahme staatlicher Interventionen aus, woraus eine weitreichende Flexibilisierung folgt; sie betonen gleichzeitig die Notwendigkeit von Schutzbestimmungen von Systemen sozialer Sicherung. Subsistenzaktivitäten müssen in dynamische Betriebe verwandelt werden. - d) Beschäftigungseffekte: Der i. S. erreicht bei geringem Kapitaleinsatz einen hohen Beschäftigungseffekt (arbeitsintensive Produktion). Seine Förderung wird nur schwache Migrationsanreize auslösen. Der i. S. hat eine heterogene Struktur, in ihm können sich dynamische Unternehmer schnell entwickeln. Informelle Kleinbetriebe bilden de facto mehr Lehrlinge und Arbeitskräfte aus als das formale Bildungssystem. Er produziert Güter und Dienstleistungen für die Bedürfnisse von Niedrigeinkommen-Haushalten. Wegen der geringen Absorptionskapazität des formellen Sektors von überschüssigen Arbeitskräften gewinnt er zunehmend an Bedeutung, wobei die Abgrenzung zum formellen Sektor fließend ist (insbes. im Finanzbereich (Entwicklungspolitik 3 c).

 

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