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Tragfähigkeit
Anzahl der Menschen, die unter gegebenen technischen Bedingungen in einem bestimmten Raum ernährt werden können. Schon aufgrund des technischen Fortschritts ist die Tragfähigkeit eines Raumes eine variable Größe. Außer vom Stand der Technik ist sie noch vom Klima, von den Boden- und Oberflächenbedingungen, von der industriellen Entwicklung, vom Kapitalreichtum und von der Intensität der Bewirtschaftung abhängig. Sozio-ökonomische Strukturen, die eine bestimmte Art der Benutzung der natürlichen Grundlagen und deren Wirkungen aufzeigen würden, fehlen bei den Tragfähigkeitsberechnungen. Die Tragfähigkeit läßt sich absolut, als höchstmögliche Einwohnerzahl, oder relativ, als höchstmögliche Einwohnerdichte, angeben. Die Basis für die Überlegungen zur Tragfähigkeit stellt der Aufsatz von Malthus "An Essay on the Principle of Population as it Affects the Future Improvement of Society" aus dem Jahre 1798 dar. Danach wurden zahlreiche Ansätze zur Tragfähigkeitsberechnung entwickelt. - Anpassungsmöglichkeiten: Die Mehrzahl der Tragfähigkeitstheoretiker geht davon aus, daß die Bevölkerung schneller wächst als die Mittel zu ihrer Ernährung, deshalb stellen sie sich auch die Frage, auf welche Art sich die Bevölkerungszahl an die Tragfähigkeit der Erde anpassen könnte. Ihnen zufolge gibt es drei Möglichkeiten: (1) die unmittelbare Anpassung, d. h., die Bevölkerung überschreitet die T., ohne darauf zu reagieren und stirbt aus; (2) die fortschreitende Anpassung, d. h., die Bevölkerung kennt die Tragfähigkeit und führt entsprechende Geburtenkontrollen durch; (3) die fortschreitende Annäherung, bei der die Bevölkerung die Tragfähigkeit zwar überschreitet, es aber zu einer erhöhten Sterberate kommt, so daß die Tragfähigkeit wieder unterschritten wird und auf diese Weise die Bevölkerungszahl einige Zeit um die Tragfähigkeit schwankt, bis sie sich auf die Tragfähigkeit eingependelt hat. - Anfang der 70er Jahre hat es im Rahmen der aufkommenden Ökologie-Debatte eine Erweiterung des Tragfähigkeitsansatzes gegeben. Besonders der "Club of Rome" ist dadurch hervorgetreten, daß er die Tragfähigkeit der Erde weltweit und mit erweitertem Problemhorizont - neben Nahrungsmitteln Rohstoffe, Energie und Umwelt - zu bestimmen versuchte. Mit dieser Erweiterung der Fragestellung haben auch weitere Vorstellungen der Geoökologie Einzug in die Betrachtungen der Tragfähigkeit gehalten. - Der Mangel aller Tragfähigkeitsberechnungen liegt darin, daß sie die technische Entwicklung und den Produktivitätszuwachs entweder von vornherein nicht mit einbeziehen oder keine Aussagen über ihn machen können. Ihre Prognosen müssen sich zwangsläufig auf eine Fortschreibung bisheriger - meist über den Durchschnitt festgehaltener - Entwicklungen beziehen, ohne daß vorausgesetzt werden kann, daß diese auch in Zukunft entsprechend verlaufen. Eine mögliche Veränderung politisch-ökonomischer Verhältnisse wird in Tragfähigkeitsberechnungen entweder gar nicht antizipiert oder als irrelevant unterstellt.
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