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Neoklassik

I. Begriff und Einordnung: Als Neoklassik bezeichnet man die Weiterentwicklung der klassischen Lehre. Die Neoklassik folgt dem Gleichgewichtsansatz der Klassik. Die bedeutendsten Veränderungen gegenüber der Klassik liegen im Übergang von der objektiven zur subjektiven Wertlehre und der damit verbundenen Betonung des Marginalkalküls. Darüber hinaus treten nun Probleme der Allokation und Verteilung gegenüber denen der Produktion und des Wachstums in den Vordergrund. - Wichtigste Vertreter der Neoklassik sind Jevons, Menger, Walras.
II. Inhalt: Im Zentrum der Neoklassik steht die Analyse der Verteilung der Güter auf die Konsumenten bei gegebener Faktormenge und das Problem der Allokation, d. h. die Frage, wie die vorhandenen knappen Faktoren eingesetzt werden müssen, um eine bestmögliche Bedürfnisbefriedigung zu erreichen. Dabei wird extensiv auf die Marginalanalyse zurückgegriffen, die von der Produktionssphäre auch auf die Nachfragesphäre (Grenznutzenschule) ausgedehnt wird. Während in der Klassik der Arbeitslohn durch die Lohnfondstheorien und die Güterpreise über die Produktionskosten erklärt werden, wird in der Neoklassik die Bedeutung des Marktpreises betont, der sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ergibt. Angebots- bzw. Nachfrageverhalten werden dabei aus Grenzproduktivitäts- bzw. Grenznutzenüberlegungen abgeleitet. Die Nachfrage spielt nicht nur bei der Bestimmung der Zusammensetzung der Produktion eine Rolle, sondern auch bei der Festlegung der relativen Preise. Die Frage, ob das Volumen der Gesamtnachfrage ausreicht, um die Produktion zu absorbieren, wird auch von der Neoklassik nicht beachtet. Im Prinzip wird weiterhin die Gültigkeit des Saysches Theorem vorausgesetzt, aber die Bedeutung des Preismechanismus besonders unterstrichen, der als völlig flexibel angenommen wird. - Zentrales Modell der Neoklassik ist Walras' Modell des allgemeinen Gleichgewichts, das auf den Grundannahmen vollkommene Konkurrenz, vollständige Voraussicht, völlig flexible Preise basiert. Es handelt sich um ein zeitloses, statisches Modell, das demzufolge keine Anpassungsprozesse analysieren kann. Alle Größen des Systems werden simultan bestimmt. Dies impliziert, daß alle Marktteilnehmer die für alle optimale Lösung kennen. Walras veranschaulicht dies mit dem Bild des Auktionators, dem alle Angebote und Nachfragen gemeldet werden. Anhand dieser Informationen bestimmt der Auktionator den Preisvektor, bei dem alle Märkte geräumt werden und somit die optimale Allokation der Ressourcen sichergestellt ist. Erst nachdem die Gleichgewichtspreise festgelegt wurden, kommt es zum eigentlichen Tauschvorgang.
III. Würdigung: Mit der Entwicklung der subjektiven Werttheorie und des Marginalkalküls hat die Neoklassik einen kaum zu überschätzenden Beitrag geleistet. Walras gelang die erste Darstellung eines geschlossenen mathematischen Totalmodells, das auch heute noch für die ökonomische Forschung von zentraler Bedeutung ist. - Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Ergebnisse der neoklassischen Theorie auf sehr restriktiven Annahmen beruhen. Fundamentale Kritik an der Neoklassik übte Keynes. Er bezog sich dabei v. a. auf die Rolle, die das Geld in der Neoklassik spielt, auf die Behandlung des Arbeitsmarktes und die Annahme der vollständigen Voraussicht (Keynessche Lehre).

 

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