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Individualismus
Mit Individualismus werden sozialtheoretische Konzeptionen bezeichnet, in denen das Individuum eine zentrale Stellung einnimmt. Verschiedene Spielarten des Begriffs sind zu unterscheiden. - 1. Methodologischer Individualismus: Der methodologische Individualismus bezeichnet eine Konzeption von positiver Sozialwissenschaft, die aggregierte gesellschaftliche Phänomene erst dann als "erklärt" ansieht, wenn sie auf das Handeln von Individuen zurückgeführt bzw. aus individuellen Entscheidungen abgeleitet sind. - 2. Normativer methodologischer Individualismus: Der normative methodologische Individualismus sieht Regeln, Institutionen, Verfassungen erst dann als "legitimiert" an, wenn sie auf die - expliziten oder impliziten - Willensentscheidungen der bzw. aller Betroffenen zurückgeführt werden (können) (Konsensethik). - 3. Ethischer Individualismus: Unter ethischem Individualismus versteht man eine Position, die dem Individuum in Fragen der Moral Vorrang vor den Forderungen und Interessen der Allgemeinheit gibt. - 4. Aufgabe von Wirtschaftsethik: In diesem Kontext hat Wirtschaftsethik einmal die Bedeutung von Regeln und Regeleinhaltung für die Individuen deutlich zu machen. Sie hat darüber hinaus die Frage zu diskutieren, ob mit dem für die letzten Jahre beobachteten Trend zur Individualisierung ein autonomer Wertewandel stattgefunden hat, dem durch Bewußtmachen moralischer Werte und Erziehung zu mehr Gemeinsinn zu begegnen ist, oder ob dieser Trend, wenn er empirisch bestätigt ist, durch eine Veränderung der relativen Kosten induziert ist und letztlich einen sekundären Wertewandel darstellt, dem dann ganz anders, nämlich durch institutionelle Reformen, zu begegnen wäre, die die Kosten für die Praktizierung des Gemeinsinns senken.
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