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Dietzel
Heinrich, 1857-1935, deutscher Nationalökonom, der von 1890 bis zu seinem Tod in Bonn lehrte. Dietzel gehörte zur kleinen Zahl deutscher Ökonomen, die die damals dominierende historische Schule ablehnten und in der Tradition der englischen Klassiker standen, ohne jedoch die österreichische Grenznutzenschule zu akzeptieren. Sein Hauptwerk "Theoretische Sozialökonomik" (1895) ist unvollständig geblieben. Dennoch hat es wegen der Klarheit und Präzision der Ausführungen seine Wirkung nicht verfehlt. Dietzel unterschied zwischen Konkurrenz- und Kollektivsystem und bezeichnete die geschichtlich jeweils vorliegende Wirtschaftsverfassung als Mischform zwischen dezentraler und zentralistischer Ordnung. Diese Vorstellungen hat Eucken, der ein Schüler von Dietzel war, in seine Begriffssystematik offenkundig übernommen. Neben der Methodenlehre beschäftigte sich Dietzel vor allem mit der Dogmengeschichte. Obwohl er ein überzeugter Liberaler war, stammt die bis heute unübertroffene Biographie über den Sozialisten Rodbertus aus seiner Feder ("Karl Rodbertus: Darstellung seines Lebens und seiner Lehre", 2 Bde., 1886-88). Zu den wenigen Doktoranden, die Dietzel im Laufe seiner langen akademischen Tätigkeit betreute, gehörten Adolf Weber (1876-1963), der ab 1921 in München lehrte, und Heinrich Brüning, Reichskanzler von 1930-32.
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